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Vom Garten zur Gartenabstraktion

Updated: Mar 11, 2020

In vielen Kulturen gilt der Garten als Synonym für die Sehnsucht des Menschen nach dem verlorenen Paradies, wo er noch in Harmonie mit seinem Schöpfer wandelte. Für mich ist der Garten ein Ort der Erholung, der Ruhe, des Friedens, eine Inspirationsquelle, wo ich mich in Abgeschiedenheit und weitab vom Lärm der Außenwelt auf Wesentliches konzentrieren kann. Diese Atmosphäre wollte ich in meinen Ölbildern von Gärten aus aller Welt einfangen und darstellen.


Genau genommen ist ein Garten selbst schon ein Kunstwerk, da der Gärtner die Pflanzen nach seinen eigenen Vorstellungen und gemäß seinem Schönheitsideal in eine neue Ordnung bringt. Er schafft also im Garten eine neue Interpretation der Natur. Diesen Gedanken weiterspinnend könnte man also sagen, dass ich in meinen Bildern eine neue Interpretation des Gartens schaffe, jedenfalls kein sklavisches Abbild davon.


Anlässlich einer Urlaubsreise durch Frankreich besuchten wir auch die Gärten von Hautefort und Eyrignac, deren Büsche zu ganz besonderen Formen gestutzt waren. Um eine bestimmte Allee noch länger erscheinen zu lassen, hat der Gärtner zusätzlich die Büsche am Ende der Alle etwas kleiner zugeschnitten, damit der Besucher den Eindruck von noch größerer Distanz und Weite bekommen sollte. Die französischen Gärten in ihrer strengen Abgemessenheit und Kulissenhaftigkeit hatten mich immer schon fasziniert, aber was ich dort zu sehen bekam, nämlich diese Kühnheit, mit der in die Natur eingegriffen wurde, inspirierte mich besonders.


Ich begann, diese Gärten unter dem Blickwinkel geometrischer Formen zu betrachten, mit denen ich einfach spielen wollte. Dabei fertigte ich zunächst mit kräftigen Acrylfarben ein kleines Bild eines Gartendetails an, das ich dann auf dem Kopf stehend auf eine größere Leinwand klebte und weiter malte. Das Auge des Betrachters wird durch diese “mise en abyme” leicht irritiert und beginnt, Wege zu suchen, auf denen er sich in diesem Labyrinth orientieren kann. Dabei helfen Elemente aus Stein wie Kugeln oder Balustraden wie Fixsterne. Ich nannte diese Bilderserie Gartenabstraktionen.


Trotz der kleinen Irritation strahlen diese Bilder Harmonie und Ausgewogenheit aus. Um diese zu hinterfragen, drehte ich einen kurzen Trickfilm, in welchem zwei unterschiedlich große steinerne Kugeln in meinem Gartenbild von Hautefort gegeneinander ausgetauscht werden. Und siehe da, die Harmonie war zerstört und das Bild zerfällt, weil die Orientierungspunkte nicht mehr an ihren Plätzen sind.



Brauchen nicht auch wir im Wirrwarr der Geschehnisse in unserem Leben eine fixe Orientierung?

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